Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt
Ein persönlicher Blick auf die aktuelle Situation
Das moderne Kirchenlied „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“ war in den 1970er Jahren der Hit meiner wöchentlichen Schulgottesdienste.
Damals hat mir wahrscheinlich vor allem die eingängige Melodie gefallen. Heute ist es eher der Text, der meiner Meinung nach sehr gut die Situation und die Fragen darstellt, mit denen wir als Kirche und Gemeinde aktuell konfrontiert sind.
Das Schiff, mit dem wir als christliche Gemeinschaft unterwegs sind, hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Vom kleinen Boot der Einzelgemeinde sind wir über das größere Schiff der GdG nun zu einer Art „Ozeandampfer“ geworden, der sich „Pastoraler Raum“ nennt.
Unser neuer Pastoraler Raum reicht von Holt im Norden bis Odenkirchen im Süden, von Pongs im Westen bis Schelsen im Osten und umfasst rund 45.000 Katholiken. Damit wird er nach Krefeld der zweitgrößte Pastorale Raum im Bistum sein.
Um im Bild des Liedes zu bleiben: dieser Pastorale Raum ist ein recht großes Schiff, der „Innenausbau“ ist noch im Gange. Das Ziel liegt noch im Nebel, und auch der Kurs dorthin ist noch nicht ganz klar.
Klar ist aber eins: das Schiff braucht eine starke Mannschaft, und hier sind wir alle gefragt. Im Lied heißt es:
„Im Schiff, das sich Gemeinde nennt, muss eine Mannschaft sein,
sonst ist man auf der weiten Fahrt verloren und allein.
Ein jeder stehe, wo er steht, und tue seine Pflicht,
wenn er sein Teil nicht treu erfüllt, gelingt das Ganze nicht.“
Doch wer ist nun genau diese Mannschaft?
Da die Zahl der hauptamtlichen Mitarbeiter in naher Zukunft immer mehr schrumpft, setzt das Bistum bei den aktuellen Veränderungen vor allem auf ehrenamtliche Unterstützung, vom Leitungsteam oben bis zu den „Orten von Kirche“ unten. Aber auch hier sind die Zahlen rückläufig, und viele Ehrenamtler sind schon älter und werden vielleicht nicht mehr lange mitarbeiten. Es fehlt an Nachwuchs.
Und dann sind da ja auch noch die „Passagiere“, die vielen Tausend eher passiven Katholiken, die die Kirche immer noch im Wesentlichen als Institution sehen, deren „Dienstleistungen“ sie in Anspruch nehmen, wenn sie es möchten und wenn es in ihr Leben passt. Sie sehen Gemeinde nicht wirklich als eine Gemeinschaft, in der jeder sein Teil beiträgt; sie sind nicht Teil der Mannschaft, die das Schiff in Bewegung hält.
Können wir in dieser Situation zuversichtlich in die Zukunft schauen?
Ich weiß es nicht, aber ich rufe Sie alle, vor allem die Jüngeren, auf, diese Zukunft aktiv mit zu gestalten. Jeder kann mitmachen und dabei mithelfen, dass unser gemeinsames Schiff seinen Weg durch das Meer findet.
Und bei all dem vertraue ich auf die letzten Worte Jesu im Matthäusevangelium:
„Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“
Herzliche Grüße
Annemarie Köhler